Der Tod des Schauspielers Gene Hackmann und seiner Frau Betsy Arakawa macht mich sehr betroffen. Nicht, weil ich Gene Hackmann als Schauspieler in besonderer Weise bewundert habe – viel mehr, weil die Bedingungen des Todes des Ehepaares eine unfassbar tragische Dimension haben. Der an Demenz erkrankte Hackmann überlebt seine an einer Infektion unbemerkt im Haus verstorbene Ehefrau um Tage – allein, hilflos, ohne Bezugsperson, ohne Unterstützung, ohne Sicherheit, ohne menschliche Zuneigung, ohne Erklärungen.
Niemand, der sich um das Ehepaar gesorgt hat? Niemand, der in der Nähe war? Niemand, der nach dem Rechten geschaut hat?
Ich kenne die Lebensbedingungen des Ehepaares nicht. Ich habe auch nicht mehr Informationen, als alle anderen Menschen, die aufgrund des Bekanntheitsgrades von Hackmann Anteil nehmen. Ich bin kein Angehöriger, kein Nachbar.
Aber ich habe eine Sorge, dass diese Form der Vereinsamung unser aller Zukunft ist. Dass dort, wo Familien durch berufliche Belange den Anschluss aneinander verlieren, niemand da ist, der uns das Gefühl gibt, dazuzugehören. Dass wir für eine Gesellschaft nützlich sind, solange wir funktionieren und lästig, wenn wir Unterstützung brauchen. Dass da niemand mehr ist, dem die Mühe lohnt, uns im Alter die Würde zu bewahren.
Was können wir tun, um in einer älter werdenden Gesellschaft mit zunehmenden Anteilen allein oder ohne Angehörige lebenden Menschen gerade diese nicht aus dem Blick zu verlieren? Es mangelt an aufsuchenden Angeboten – Angebote, mit denen entsprechend qualifizierte Care-ArbeiterInnen überhaupt in die Nähe von sonst vereinsamten Personengruppen kommen, z.B. in den Wohnkomplexen, den Quartieren, dem Kiez.
Community Health Nurses könnten diese Lücke schließen. Aufsuchende Care- und Sorgearbeit auch mit dem Zweck, Menschen in vulnerablen Lebensphasen nicht aus dem Blick zu verlieren. Natürlich sterben Menschen auch mit wirksam aufsuchender Pflege an und mit Demenz im häuslichen Umfeld. Aber vielleicht nicht unter solch dramatische Bedingungen wie Gene Hackmann.